
Wann ist eine Cannabispflanze erntereif?
Der richtige Erntezeitpunkt ist einer der wichtigsten Faktoren beim Cannabisanbau – er entscheidet maßgeblich über die Wirkung, Potenz, Qualität und den Geschmack des Endprodukts. Zu früh geerntet, fehlt es der Blüte an Stärke und Aroma; zu spät geerntet, kann die Wirkung „sedierend“ oder schlaffmachend werden. Dieser Ratgeber zeigt, woran sich der optimale Erntezeitpunkt erkennen lässt und welche Hilfsmittel dabei unterstützen können.
1. Die Grundlagen: Wann beginnt die Erntephase überhaupt?
Die Blütephase variiert je nach Sorte (Genetik). Grob lässt sich sagen:
- Indica-dominante Sorten: 7–9 Wochen Blütezeit
- Sativa-dominante Sorten: 9–12 Wochen oder länger
- Autoflowering-Sorten: meist 8–11 Wochen ab Keimung
Wichtig ist: Der Grower sollte nicht ausschließlich nach einem Kalender oder der Angabe des Saatgut-Herstellers ernten, sondern visuelle Reifezeichen beachten.
2. Sichtbare Reifezeichen – was die Pflanze selbst verrät
Farbe und Zustand der Blütenhaare (Stigmen)
- Diese weißen Härchen auf den Buds verfärben sich im Lauf der Blüte braun, rot oder orange.
- Noch unreif: Die meisten Stigmen sind weiß und stehen aufrecht.
- Richtige Erntezeit: Etwa 70–90 % der Stigmen haben sich verfärbt und liegen an.
- Zu spät: Alle Härchen sind braun und wirken eingetrocknet.
Achtung: Die Farbe der Stigmen allein ist kein zuverlässiger Indikator, sie kann durch Stress oder Witterung beeinflusst werden.
Zustand der Trichome (Harzdrüsen) – der Goldstandard
Die kleinen Harzdrüsen auf den Blüten und kleinen Zuckerblättern enthalten die meisten Cannabinoide. Ihre Farbe ist der genaueste Indikator für die Reife.
Trichom-Farben und Bedeutung
- Klar (durchsichtig): Pflanze ist noch unreif. Wirkung wäre schwach und kopflastig.
- Milchig (trüb): Höchster THC-Gehalt. Ideal für eine potente, eher zerebrale Wirkung.
- Bernsteinfarben: THC wandelt sich in CBN um – wirkt körperlastiger und beruhigender.
Optimaler Zeitpunkt
- 70 % milchig, 30 % bernsteinfarben → ausgewogenes, starkes High
- Über 50 % bernsteinfarben → eher beruhigend, ideal für medizinische Nutzung oder Schlaf
3. Hilfsmittel zur Prüfung der Trichome
Da Trichome mit bloßem Auge nicht richtig zu erkennen sind, helfen folgende Werkzeuge:
Lupen & Mikroskope
- Lupen mit 30x–60x Vergrößerung (z. B. Juwelierlupen)
- Digitale USB-Mikroskope mit Smartphone- oder PC-Anschluss
- Kompakte Taschenmikroskope mit eingebautem Licht
Tipp: Immer bei gutem Licht (z. B. Tageslicht oder LED-Licht) prüfen und mehrere Stellen an verschiedenen Buds kontrollieren – nicht nur die obersten Blüten!
4. Weitere Indikatoren für Reife
Allgemeine Veränderungen an der Pflanze
- Das Wachstum verlangsamt sich sichtbar oder stoppt ganz.
- Die Blätter (vor allem die großen Fächerblätter) beginnen gelb zu werden – ein natürlicher Nährstoffentzug.
- Die Blüten wirken dichter, schwerer und harziger als noch vor ein paar Tagen.
- Der Geruch wird deutlich intensiver, fast „durchdringend“.
5. Hinweise zur Unterscheidung von Reifegraden je nach gewünschter Wirkung
Gewünschte Wirkung | Trichom-Farbe | Erntezeitpunkt |
Aktivierend, kreativ | Fast nur milchig | Früher (kurz nach Beginn der Reife) |
Ausgewogenes High | Milchig + wenig Bernstein | Mittel (klassischer Sweet Spot) |
Körperlich, beruhigend | Überwiegend Bernstein | Später (spätreif, leicht überständig) |
6. Fehler vermeiden – häufige Irrtümer
- Nur nach Kalender ernten: Die Reife hängt von Umweltfaktoren und Genetik ab – Kalenderdaten sind nur Richtwerte.
- Nur auf die Farbe der Blütenhaare achten: Trichome sind entscheidender.
- Unterschiedliche Bud-Reife ignorieren: Die oberen Blüten reifen oft schneller. Ggf. gestaffelt ernten.
- Zu frühe Ernte aus Ungeduld: Der THC-Gehalt steigt oft erst in der letzten Reifewoche deutlich an.
7. Fazit: Geduld zahlt sich aus
Der ideale Erntezeitpunkt liegt oft nur wenige Tage in einem engen Fenster. Wer Geduld zeigt und mit Lupe oder Mikroskop regelmäßig die Trichome prüft, wird mit maximaler Potenz, bestem Geschmack und gewünschter Wirkung belohnt. Für private Anbauer ist es daher empfehlenswert, sich frühzeitig mit den Reifezeichen vertraut zu machen und regelmäßig den Zustand der Pflanze zu dokumentieren.